Prusa Researchs Ankündigung spät im Jahr 2020, den neuen Original Prusa i3 MK3S+ auf den Markt zu bringen, war der wenig beachtete Abschluss eines umso beachtlicheren Jahre.
In einem Blog-Update im November wurde auf zwei neue Drucker, weitere Neuigkeiten zum Unternehmen und den Black-Friday-Sale verwiesen sowie ein Ausblick auf die Zukunft gegeben. Mit Hinblick auf den neuen Original Prusa i3 MK3S+ lässt sich der Blog so zusammenfassen: Er ist kein Performance-Upgrade. Stattdessen ist der neue Drucker der Versuch des Unternehmens, bestehende Probleme mit dem schlecht funktionierenden Raster-Tastsensor der Druckbettnivellierung auszubügeln.
Du fragst dich jetzt bestimmt, warum sie ihm dann gleich einen neuen Namen verpasst haben. Und das zurecht! Ganz bestimmt hat das überhaupt nichts mit dem Zeitpunkt der Ankündigung zu tun – nämlich wenige Tage vor dem Black-Friday-Sale, an dem das Unternehmen so viele Prozente gab wie noch nie. Nein, ganz sicher überhaupt nichts.
Der Original Prusa i3 MK3S+ ist die neueste Variante des originalen FDM-Druckers (Fused Deposition Modeling) von Prusa Research. Schon ab 635 € (für das Modell zum Selbstbauen) erhältst du einen 250 x 210 x 210 mm großen Bauraum, eine magnetische, abnehmbare und mit PEI beschichtete Druckplatte aus Federstahl, ein Doppelextrusionssystem von Bondtech, ein maßgeschneidertes E3D V6-Hotend, einen Filamentsensor und jede Menge intelligenter Funktionen, bei denen man wirklich ins Staunen geraten kann.
Im Prinzip ist dieser Drucker der MK3S, den du vielleicht schon kennst, nur mit einem neuen Tastsensor für die Druckbettnivellierung und geringfügigen Designänderungen, um die Technik unter der Haube etwas zu verbessern.
Wir hatten für 2021 sowieso geplant, dem MK3S einen erneuten Test zu unterziehen, da seit seiner Veröffentlichung ja schon ein paar Jährchen ins Land gezogen sind. So gesehen hätte der MK3S+ zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Neuer Name, nicht ganz so neuer Drucker. Wie schlägt er sich im Jahr 2021?
Finden wir es heraus.
Die neueste Schöpfung von Prusa Research ist noch immer ein gnadenlos guter Desktop-3D-Drucker, dessen bestimmendsten Merkmale seine Detailgenauigkeit und seine technische Finesse sind. Das Arbeiten mit den hauseigenen Filamenten und den auf dem MK3S+ vorinstallierten Filamentprofilen ist quasi narrensicher und die Druckqualität der Standard-Druckprofile ist ausnahmslos beeindruckend.
Nichtsdestotrotz fühlt sich der MK3S+ relativ veraltet an, gerade wenn man ihn der umwerfenden Vielfalt der Drucker, die es heutzutage gibt, gegenüberstellt. Besonders offensichtlich wird dies, wenn man sich die ultraschnellen Touchscreens einiger der aktuellsten Drucker ansieht. Auch das Laden von Druckaufträgen von der SD-Karte kann schon mal etwas dauern, was irgendwie den Eindruck vermittelt, dass einige der Hardwarekomponenten an ihre Belastungsgrenze stoßen.
Und dennoch bleibt der Original Prusa i3 MKS3+ unser Favorit unter den Desktop-3D-Druckern, genauso wie der MK3S vor ihm. Mit dem Slicer und den Materialien von Prusa Research kannst du alles, was du dir nur vorstellen kannst, relativ einfach drucken. Und selbst mit anderen Materialien und Einstellungen trauen wir diesem Drucker zu, einen besseren Job zu erledigen als die anderen Drucker – und gleichzeitig müssen wir selbst auch weniger dafür tun.
Der Original Prusa i3 MK3S+ ist ein Abkömmling von RepRap – einem offenen, kollaborativen Projekt, das es sich zum Ziel gesetzt hat, 3D-Drucker zu entwickeln, die weitere 3D-Drucker herstellen können (RepRap steht für „Replicating Rapid-prototyper“). Als solcher ist er der jüngste in einer langen Reihe von Josef Prusas Beiträgen zu diesem Projekt. Heutzutage kann das Unternehmen jede Menge Modelle und mehr als 600 Mitarbeiter vorweisen, die in einem gigantischen, neunstöckigen Gebäude arbeiten. Das sind nur zwei der Unterschiede zwischen dem MK3S+ und den ersten, im Keller gebauten Druckern von Original Prusa.
Wie alle vorherigen Original-Prusa-Drucker auch ist der neue MK3S+ ein Open-Source-Drucker. Diesem Prinzip bleibt das Unternehmen seit seiner Gründung treu, weswegen jeder online frei auf die Mainboard-Diagramme, Teilelisten, Designs und Codes zugreifen kann. Prusa Research ist einer der wenigen Open-Source-Wegbereiter im Bereich des 3D-Drucks. Das RepRap-Projekt basiert auf den von der Community beeinflussten Designs und Entwürfen und auch heute noch geben Benutzer des Druckers Korrekturen und Verbesserungen an das Unternehmen zurück.
Und obwohl die Drucker leicht zu kopieren sind und es so jede Menge Nachahmer des ursprünglichen Druckers gibt, geht es Prusa Research wirtschaftlich richtig gut. Im Jahr 2020 wurden jeden Monat mehr als 9.000 Drucker ausgeliefert – und das trotz der durch die weltweite Pandemie gestörten Lieferketten und der Entscheidung des Unternehmens, vermehrt PPE zu produzieren.
Der neue Drucker entspricht zu großen Teilen dem MK3S, den er ersetzt. Es gibt keine großen Veränderungen am Design, den Ausstattungsmerkmalen, den Eigenschaften, der Benutzeroberfläche, der Anzahl der Gratis-Gummibärchen oder der für die Benutzung benötigte Erfahrung.
Unter den wenigen Dingen, die verändert wurden, sticht der neue SuperPINDA-Tastsensor fur die Druckbettnivellierung hervor. Außerdem gibt es kleine Änderungen unter anderen beim Design der X- und Y-Achsen, des Druckkopfs, der flexible Filamente nun anders verarbeitet, und der Befestigung des Lüfters zum Kühlen der gedruckten Teile.
Der Original Prusa i3 MK3S+ ist entweder vormontiert oder als Bausatz erhältlich. Wenn du lieber selbst Hand anlegst und den Bausatz bestellst, ist der Drucker schon für 769 € zu haben.
All jene, die noch neu sind in der Welt des 3D-Drucks, machen mit dem Bausatz des Druckers eigentlich nichts verkehrt, denn er wird normalerweise immer mit einem exzellenten und einfach zu befolgenden Handbuch geliefert, in dem das Innenleben eines Filament-3D-Druckers gut beschrieben wird.
Alternativ bietet Prusa Research auch ein komplett zusammengebautes Gerät an, das sofort einsatzfähig ist, sobald du alle Kabelbinder entfernt hast, die während des Versands alles sicher an Ort und Stelle halten. Dieser Luxus hat jedoch seinen Preis: Der vormontierte Drucker kratzt mit 999 € am Tausender.
Bei unserem Testgerät handelte es sich um einen vormontierten MK3S+. Im Lieferumfang enthalten war eine von Prusa genehmigte Filamentspule eines Drittanbieters, die bestellten PVB-Muster – eine neue, von Prusa Research entwickelte Alternative zu PLA – sowie die ebenfalls neuen und robusten PC-Filamente.
Ebenfalls im Karton befand sich das übliche Sammelsurium an Goodies von Prusa Research, darunter das Werkzeug für die Wartung des Druckers, Ersatzmuttern und -Schrauben, Aufkleber, Süßigkeiten sowie eine Anleitung für den Druck und den Zusammenbau eines nahezu komplett 3D-druckbaren Land Rovers, für den die eben erwähnten Ersatzteile gedacht sind. Eine nette Geste – diese Art von Details findet man am gesamten Drucker und im kompletten Ökosystem, das das Unternehmen für den MK3S+ aufgebaut hat.
Selbst der vormontierten Variante des Druckers wird ein kleiner Roman über den 3D-Drucker, seine Vielzahl an Ausstattungsmerkmalen, seine Menüoptionen und den 3D-Druck im Allgemeinen beigelegt. Somit hast du quasi alles, um sofort loslegen zu können – man könnte sich all das jedoch auch einfach im Internet raussuchen. Diese Art von Kundenfreundlichkeit kann man selbst bei den beliebtesten Herstellern von Budget-3D-Druckern nicht erwarten. Diese setzen ja darauf, dass sich die Mitglieder ihrer Communitys gegenseitig aushelfen – bei Prusa Research bekommst du das Wissen direkt vom Unternehmen und es gibt noch eine große Community, an die du dich wenden kannst.
Das Aussehen des MK3S+ hat sich im Vergleich zu den früheren i3-Modellen kaum verändert. Die geprägte Stahlplatte des Rahmens basiert auf der Einfachheit des ursprünglichen i3 (einfach mit einem CNC-Fräser aus Holz herzustellen), wurde jedoch über alle Generationen hinweg auf diesen neuen Drucker übertragen. So bildet dies zusammen mit einem weiteren Markenzeichen der RepRap-3D-Drucker – den sichtbaren und funktionalen 3D-gedruckten Komponenten – das charakteristische Erscheinungsbild des Druckers.
Der MK3S+ bildet bei der Verwendung von sichtbaren, 3D-gedruckten Teilen keine Ausnahme: Die „Prusa Orange“-Displayabdeckung, der Drehgeber, die Riemenscheiben, das Elektronikgehäuse und ein wesentlicher Teil des Druckkopfs sind alle 3D-gedruckt. Und zwar mit der firmeneigenen kleinen Armee an maßgeschneiderten i3-Druckern – Prusa Research ist sich selbst der beste Kunde.
Und dies ist auch der Grund für die absolut erstaunliche Raffinesse des MK3S+. Probleme mit dem Drucker würden das Unternehmen Zeit und Geld kosten, sodass niemand die Haltbarkeit des Druckers besser kennt oder davon abhängt als sein Hersteller. Diese Vorgehensweise steht im Kontrast zu effizienteren Produktionsmethoden wie dem Spritzgießen, was für die wiederholte Herstellung einer begrenzten Anzahl von Teilen besser geeignet wäre. Andererseits erhält das Unternehmen so natürlich einen beneidenswerten Einblick in sein eigenes Produkt, einfach weil es den Drucker so häufig benutzen muss.
Beim Original Prusa i3 MK3S+ wird das Filament mit einem maßgeschneiderten E3D V6-Hotend geschmolzen, die Filamentzufuhr erledigt ein zweistufiger Filamentvorschub von Bondtech. Somit wird das Material von zwei Namen bearbeitet, die in der Welt des 3D-Drucks für Qualität stehen.
Das Hotend kann auf 300 °C aufgeheizt werden und eine Vielzahl von 1,75-mm-Filamenten verarbeiten: von alltäglichen Materialien wie PLA, PETG und den flexibelsten aller flexiblen Materialien bis hin zu anspruchsvolleren technischen Kunststoffen wie Polycarbonat (PC) und Nylon. Logischerweise gilt auch hier: Je heißer dein Hotend (was bei derlei Materialien ganz selbstverständlich ist), desto mehr musst du dem entgegenwirken, dass diese Materialien oft nicht auf der Druckplatte bleiben möchten. Du solltest dir eventuell ein Gehäuse bauen. Denn auch wenn der MK3S+ wirklich sehr gut im Umgang mit exotischen Filamenten ist, so kann er doch nicht die Umgebungstemperatur beeinflussen – es kommt in der Folge zu fehlgeschlagenen Drucken.
Prusa Researchs eigenes beheiztes Druckbett „MK52“ – das wie das Hotend mit 24 V läuft und so schnell aufgeheizt ist – ist mit Neodym-Magneten versehen, die dir die Federstahl-Druckplatten beim Platzieren quasi aus der Hand zerren. Es ist gut zu wissen, wie gut sie halten, aber das kann auch ganz schön brutal sein. Wenn du nicht aufpasst, kannst du dir ganz schön den Finger quetschen.
Das von Prusa Research entwickelte und von Ultimachine hergestellte 8-Bit-Einsy-Rambo-Mainboard mit TMC2130-Schrittmotortreibern, die einige der eigentlich unmöglichen Funktionen des MK3S+ doch möglich machen, sorgt dafür, dass der G-Code immer weiter verarbeitet wird, und ist für die Koordination dieser orangefarbenen Drucker-Ikone verantwortlich. Eine dieser gerade genannten unmöglichen Funktionen ist das sensorlose Ausrichten (Homing), bei dem der MK3S+ seinen Druckkopf und sein Druckbett in Richtung Home-Punkt bewegt und den Nullpunkt dort registriert, wo er auf physischen Widerstand (also in anderen Worten: auf den Rahmen) trifft.
Ebenso kannst du den sogenannten „Stealth-Modus“ aktivieren, bei dem der MK3S+ seine Schrittmotoren durch eine irgendwie funktionierende Manipulation des Stroms leiser macht. Wir tun nicht mal so, als würden wir verstehen, wie das funktioniert. Beim Austesten des Modus konnten wir keinen allzu großen Unterschied beim Lärmpegel feststellen. Im Stealth-Modus ist die Druckzeit etwas höher (nicht sehr viel, nur ein paar Minuten) und die sogenannte Crash-Erkennung wird dabei deaktiviert. Die Crash-Erkennung ist ein weiterer ausgefallener Trick der Schrittmotortreiber, mit dem wie beim Homing auch ein Widerstand erkannt werden kann. Allerdings wird hierbei der Druck pausiert, damit das Hindernis entfernt werden kann.
Generell lässt sich sagen, dass ein Großteil der Funktionen und Fertigkeiten des Original Prusa i3 MK3S+ auf sein Mainboard und seine Schrittmotortreiber zurückzuführen ist. Außerdem ist Prusa Research einfach führend darin, aus dem zur Verfügung stehenden Speicher so viel Funktionalität wie nur irgendwie möglich herauszuholen. Das Ergebnis ist ein Drucker, der über viele smarte Funktionen verfügt.
Wie raffiniert der MK3S+ entworfen wurde, zeigt sich auch in der Vielzahl an Diagnosen und Selbstprüfungen, die der Drucker durchführen kann. Neben dem Kalibrierungsassistenten, der beim ersten Hochfahren des Druckers ausgeführt wird, kannst du auch auf ein Untermenü mit Kalibrierungstests zugreifen. Mit diesen Tests überprüft der Drucker die Stellung seiner Achsen zueinander, er ermittelt die 9 Punkte, anhand derer die automatische Druckbettkalibrierung vonstatten geht, und er kalibriert seine Fähigkeit, eine bestimmte Temperatur zu erreichen und zu halten. Außerdem finden sich dort noch andere nützliche Tests, die aber eher selten benötigt werden.
Wir vermuten, dass die meisten von ihnen dazu dienen, selbst zusammengebaute 3D-Drucker zu überprüfen und so sicherzustellen, dass der MK3S+ einem ausreichend guten Standard entspricht, um mit den optimierten Material- und Druckerprofilen im PrusaSlicer gut zu funktionieren. Uns fallen nur wenige Drucker ein, die diese Fülle an Selbstdiagnosefunktionen bieten. Und diejenigen, die uns einfallen, kosten Tausende Euro, und nicht nur ein paar Hundert.
Im alltäglichen Gebrauch wirst du vermutlich überwiegend den Assistenten für die Kalibrierung der ersten Schicht nutzen. Bei dieser Kalibrierung druckt der MK3S+ auf dem ganzen Druckbett eine einzelne Schicht im Zickzack-Muster. Über den Drehregler kannst du den Z-Achsen-Versatz nach oben oder unten verschieben und so den Abstand zwischen Extruderdüse und Druckbett vergrößern oder verkleinern. Diese Kalibrierung ist sehr nützlich, denn sie gewährleistet, dass du weniger Material dabei verschwendest, vor dem Druck deine erste Schicht ordentlich hinzukriegen. Es ist jedoch nicht ganz so einfach zu sehen, was da passiert, denn das Druckbett bewegt sich auf dich zu und der Druckkopf samt Lüfter versperren dir die Sicht auf den Druckvorgang. Man kann schon damit arbeiten, aber es gibt sicherlich bessere Muster oder Bewegungsabläufe beim Drucken, die dir einen besseren Blick auf deine Anpassungen gewähren.
Bei den Druckbettprofile wartet der MK3S+ ebenfalls mit cleveren Funktionen auf. Da du verschiedene Druckbetten mit unterschiedlichen Dicken und Texturen kaufen kannst, kannst du dem Drucker das von dir verwendete Druckbett mitteilen. Der Drucker speichert dann den jeweiligen Z-Achsen-Versatz (der im Assistenten oder während des Druckens über den Menüpunkt „Tune“ festgelegt wurde) im Profil des verwendeten Druckbetts ab.
Der Drucker führt vor jedem Druck seine Raster-Druckbettnivellierung durch. Dabei misst er die Z-Achsen-Höhe von neun Punkten auf dem Druckbett und passt seine Druckstrecke anhand dieser Messwerte an, um sicherzustellen, dass der Versatz der Extruderdüse auf dem gesamten Druckbett immer gleich bleibt, egal welche Abweichungen das Druckbett auch haben mag. Hier kommt der neue SuperPINDA-Tastsensor zum Einsatz: Er fährt neben der Extruderdüse her und erkennt das Druckbett induktiv, wenn sich der Druckkopf in dessen Richtung bewegt. Der neue Sensor ist temperaturunabhängig und besteht aus weniger und langlebigeren Komponenten. Laut Prusa waren genau das die Hauptursachen für die Probleme der früheren PINDA- und MINDA-Raster-Tastsensoren für die Druckbettnivellierung.
Die weniger offensichtlichen Merkmale des Original Prusa i3 MK3S+ sorgen unserer Meinung nach dafür, dass die einzigartigen Fähigkeiten einiger Komponenten des Druckers erst so richtig zur Geltung kommen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Umdrehungszahl der vielen Lüfter, die von Lüfter zu Lüfter unterschiedlich sein kann. Das bedeutet mehr oder weniger, dass jeder Lüfter des MK3S+ anders arbeitet und die Signale, die er an die besagten Komponenten sendet, für eine verlässliche Performance anpasst. Ein weiteres Beispiel dafür, wie gut durchdacht der MK3S+ doch ist.
Außerdem kommt uns kaum ein anderer Hersteller in den Sinn, der so regelmäßig Firmware-Updates für seine Drucker veröffentlicht wie Prusa Research. Das Durchlesen der Changelogs sorgt für Kopfschmerzen. Pessimisten könnten jetzt sagen, dass ein guter Drucker nicht so viele Fixes brauchen sollte. Das kontern wir, indem wir fragen, wie viele Hersteller a) sich überhaupt um die Beseitigung bekannter Fehler kümmern (und das dann auch noch so schnell) und b) regelmäßig neue Ausstattungsmerkmale veröffentlichen? Die Liste fällt ziemlich kurz aus.
Wenn man den allerersten MK3 mit einem MK3S+ vergleicht, erhält man eine gewaltige Liste an Unterschieden. Der größte Unterschied liegt definitiv in den Fähigkeiten der beiden Drucker. Doch selbst mit diesem Unterschied haben wir damals den MK3 als ein absolutes Top-Gerät wahrgenommen.
Der Original Prusa i3 MK3S+ funktioniert am besten mit dem hauseigenen Slicer von Prusa Research, dem PrusaSlicer, der wiederum auf dem Open-Source-Slicer Slic3r basiert. Wie der ganze Drucker ist auch der Slicer mit intelligenten, benutzerfreundlichen Funktionen ausgestattet, die die Druckqualität verbessern sollen, und zwar ohne das Ganze dabei hinter undurchdringlichen Menüstrukturen und unverständlichen Begriffen zu verstecken.
Für Neulinge mag der Slicer im ersten Moment vielleicht etwas abschreckend wirken, denn die Kombination aus klobigen Symbolen und funktionellen Menüs mit Tabs erweckt den Eindruck, dass er zwischen zwei Stilen feststeckt. Nichtsdestotrotz bietet der Slicer alles, was du für die Druckvorbereitung benötigst. Wenn du den Slicer auf „Simple“ stellst, werden die erweiterten Optionen zur Druckvorbereitung ausgeblendet, sodass du dich (mittels der voreingestellten Druckprofile) auf die wichtigsten Aspekte konzentrieren kannst – also die Ausrichtung, das Material, die Druckqualität und die Druckgeschwindigkeit.
Wenn du dich an die Modi „Advanced“ und „Expert“ heranwagst, kannst du die feineren Details der Druckvorbereitung einstellen. Während unseres Tests des MK3S+, bei dem wir sowohl die hauseigenen Prusa-Filamente als auch Filamente von Drittanbietern verwendeten, mussten wir diese Optionen außer zum Anpassen der Temperatur, zum Vergrößern des Druckbereichs oder zum Ändern der Infill-Schichten jedoch nur selten in Anspruch nehmen. Die Standardeinstellungen sind für gewöhnlich sehr gut.
Zu den ausgefalleneren Tools der Software gehört eine Option zum Pausieren des Druckvorgangs, um bei bestimmten Schichten die Filamentfarbe zu ändern (die Temperatur kann hierbei aber nicht geändert werden; wenn du also mit unterschiedlichen Materialien arbeiten willst, solltest du zwei mit ähnlichen Temperaturprofilen wählen). Außerdem gibt es Tools, die dir wichtige Aspekte der Druckvorbereitung erleichtern, wie die Funktion „Paint-on-Support“, mit der du mit der Maus einzeichnen kannst, wo der Slicer bei deinem Modell Unterstützungsstrukturen platzieren soll. Du musst dich also nicht mehr mit blöden Winkeln oder eigenen Unterstützungsblöcken für die Unterstützungsstrukturen herumärgern.
In dieselbe Kerbe schlägt das „Seam Painting“-Tool, mit der du den äußersten Druckbereich genau festlegen kannst. So erhältst du mehr Kontrolle über die Oberflächenstruktur deines Modells.
Zu den weiteren Funktionen, die dir noch mehr Kontrolle über deinen Druck ermöglichen, gehören unter anderen die Objektinstanzierung, die objektspezifischen Einstellungen und die anpassbaren variablen Schichthöhen.
Des Weiteren ist der Slicer auch immer auf dem neuesten Stand, was Firmware-Updates angeht, und er lässt dich dies automatisch in den Dateien wissen, die du für den Druck vorbereitest. Wenn eine aktuellere Firmware zur Verfügung steht, wirst du über ein überspringbares Pop-up-Fenster gefragt, ob du die Firmware aktualisieren möchtest.
Vom Auspacken des MK3S+ über das Einlegen des Filaments bis hin zum Slicen deines Modells wirst du mit Daten überhäuft.
Wenn du die Verpackung öffnest, springt dich zunächst ein Dokument mit den werkseitigen Testergebnissen des Druckers an (der wichtigste Teil davon ist die Seriennummer). Vermutlich wirst du das dann zur Kenntnis nehmen, zur Seite legen und dich um den Drucker kümmern. Beim Slicen wirst du mit einem minutengenauen (stellenweise sogar sekundengenauen) Protokoll darüber aufgeklärt, welche Schritte der Drucker wann genau unternimmt. Wenn du eine Spule Prusament-Filament kaufst, wirst du über die Varianz des Durchmessers der gesamten Spule informiert.
Es ist zwar durchaus beeindruckend, welche Menge an Informationen Prusa Research zur Verfügung stellt, aber ehrlich gesagt sehen wir dabei keinen wirklichen Mehrwert. Du würdest ja auch einen anderen Drucker oder ein anderes Filament nicht nicht kaufen, bloß weil dir diese Informationen fehlen. Es ist ein schönes Extra, aber unter dem Strich überflüssig.
Wie du vielleicht schon vermutet hast, arbeiten wir hier bei All3DP mit sehr vielen 3D-Druckern. Und obwohl wir versuchen, jedem Drucker bei unseren Tests eine faire Chance zu geben, freuen wir uns eigentlich immer wieder, wenn wir wieder mit dem MK3S drucken dürfen. Das ist auch beim MK3S+ so.
Wenn du zur Druckvorbereitung eines der mitgelieferten Druckprofile verwendest, läuft das Ding. Wenn du Drittanbieter-Filamente nutzt, dann sind die generischen Profile (abgesehen von den Temperatureinstellungen) ein guter Ausgangspunkt, um eigene Profile zu erstellen.
Die Auswahl der Drucke auf dem MK3S+ kann jedoch etwas langwierig sein. Und das ist vielleicht auch unser größter Kritikpunkt: Der Drucker bleibt dabei ziemlich oft hängen. Du kannst mit dem 3D-gedruckten Steuerelement superschnell zwischen den Konfigurationsmenüs hin- und herwechseln, aber sobald du auf eine SD-Karte voller Drucke zugreifen willst, gibt das System den Geist auf. Das Steuerelement ist nicht mehr so simpel wie früher noch und wir sind oft an dem Modell, das wir eigentlich drucken wollten, vorbeigerauscht und mussten wieder zurückgehen.
Die farbenfrohen Displays und die Markenkennzeichen der anderen Geräte des Unternehmens, dem Original Prusa Mini+ und dem Original Prusa SL1, zeigen unserer Meinung nach, wie die MK-Reihe in Zukunft aussehen könnte. Bei diesem Modell war Prusa jedoch noch etwas sparsam.
Wann immer unsere Drucke fehlgeschlagen sind, lag das üblicherweise an unseren eigenen Missgeschicken – wir hatten falsche Einstellungen gewählt, das Filament nicht gewechselt und so weiter. Die Drucker von Prusa Research lassen sich ziemlich leicht als unfehlbare Wundergeräte darstellen, aber am Ende sind sie halt doch nur Werkzeuge in unseren Händen. Großartige Werkzeuge, ja. Aber auch die können falsch genutzt werden. Der MK3S+ verfügt über viele Checks, damit der Drucker auch wirklich optimal performen kann, doch er kann keine menschlichen Fehler verhindern. Es ist noch immer ziemlich einfach, den Drucker durch eigene Fehler zu beschädigen. Ein Beispiel hierfür: Wir haben dummerweise mit dem PC-Filament direkt auf die PEI-beschichtete Druckplatte gedruckt, ohne vorher Kleber aufzutragen – ironischerweise verhindert der Kleber, dass das PC eine Verbindung mit dem PEI eingeht. Alles lief gerade so wunderbar und wir haben einfach die Druckplatte umgedreht, um die saubere Seite zu benutzen. Ein großer Fehler, denn die Druckplatte war danach ruiniert.
Das ist jetzt kein Kritikpunkt am Drucker, sondern nur ein freundlicher Hinweis für dich, dass du beim Arbeiten mit Druckern, die die meiste Arbeit für dich erledigen, dein Hirn eben nicht komplett ausschalten solltest. Die Möglichkeiten der Soft- und Hardware, die dir wirklich grandiose Rahmenbedingungen für ein tolles Druckergebnis bieten, sind durch eigene Unachtsamkeiten ganz schnell außer Kraft gesetzt.
Der Original Prusa i3 MK3S+ weist eigentlich keine Überraschungen auf. Genau wie der MK3S ist auch der MK3S+ ein exzellenter 3D-Drucker, den du tagein, tagaus laufen lassen kannst, ganz gleich, ob du die hauseigenen Filamente oder die von Drittanbietern verwendest. Er funktioniert auch bei höheren Temperaturen für schwierigere Materialien (wie Nylon und PC) sehr gut, wenn du die notwendigen äußeren Rahmenbedingungen dafür schaffen kannst.
Die Transparenz von Prusa Research in Bezug auf die Entwicklung, Funktionen, Fehler und das besonders in den letzten zwei Jahren wachsende Ökosystem zur Unterstützung des Druckers – insbesondere sei hier die Datenbank voller 3D-Modelle, die definierte Benutzerbasis und die Herstellung von Prusament-Filamenten genannt – macht den MK3S+ zu einem der besten Desktop-3D-Drucker, den man heutzutage kriegen kann.
Klar, man könnte jetzt einwenden, dass er im Vergleich zu beliebteren Konkurrenzmodellen ziemlich teuer ist. Aber während diese Modelle sich noch ihrer Einfachheit rühmen, überzeugt der Originial Prusa i3 MK3S+ mit seinen ausgeklügelten Funktionen, die dabei nicht mal im Ansatz die Benutzerfreundlichkeit einschränken.
Die Verzögerungen, die bei der Auswahl von Drucken entstehen, sind im Vergleich zu den vielen positiven Aspekten des MK3S+ absolut vernachlässigbar. Er ist einfach ein wirklich guter und äußerst fähiger Drucker, genau wie sein Vorgänger, der MK3S. Wir mögen ihn immer noch sehr. Du wirst ihn vermutlich auch mögen.
Der Original Prusa i3 MK3S+ hat im Vergleich zum MK3S kein komplettes Facelift, sondern eher ein paar geringere Verbesserungen erhalten.
Das bedeutet, dass du dieselben 250 x 210 x 210 mm Bauraum bekommst (was nach heutigen Maßstäben relativ wenig ist) sowie einen geprägten Metallrahmen, ein 8-Bit-Einsy-Rambo-Mainboard, voll ausgestattete Trinamic-Treiber für den geräuschlosen Betrieb und das sensorlose Homing, einen SD-Karten-Slot mit LCD-Bildschirm und eine Steuerung über den Drehgeber.
Es gibt weiterhin eine Druckwiederaufnahmefunktion, die schnelle Raster-Druckbettnivellierung, eine automatische Crash-Erkennung, einen geräuscharmen „Stealth“-Modus und alles andere, das den MK3S lange Zeit zu unserem absoluten Favoriten unter den Desktop-3D-Druckern machte.
Wie der Name bereits vermuten lässt, ist der MK3S+ im Grunde genommen noch immer ein MK3S.
Die Neuerungen lassen sich überwiegend auf den brandneuen SuperPINDA-Tastsensor und kleinere Veränderungen an der X- und Y-Achse sowie am Extruder herunterbrechen.
Diese neue Version des Tastsensors ist eine Weiterentwicklung des induktiven PINDA-2-Tastsensors zur Druckbettnivellierung, den der MK3S verwendet. Er verzichtet auf den eingebauten Thermistor (der zuvor zur Messung des Versatzes genutzt wurde, der durch das thermisch bedingte Abdriften des Tastsensors entstand) und erhöht laut Prusa Research die Wiederholbarkeit und die Zuverlässigkeit beim Drucken.
Zwischen den einzelnen Drucken wird es durch den SuperPINDA wohl kaum zu irgendwelchen bemerkbaren Performance-Verbesserungen kommen, aber er ist durch die Verwendung von qualitativ hochwertigeren und robusteren Komponenten langlebiger als sein Vorgänger.
Geringfügige Änderungen am Design der X- und Y-Achsen sorgen dafür, dass sich der MK3S+ leichter zusammenbauen lässt.
Die glatten Führungsstäbe der Y-Achse werden nicht mehr mit Kabelbindern, sondern mit Kunststoffhalterungen an Ort und Stelle gehalten. Und auch die entsprechenden Lager werden nun anders gesichert, nämlich anstatt mit Bügelschrauben (wie beim MK3S) mit einfachen, einschraubbaren Metallklammern, wie sie schon beim Prusa Mini zum Einsatz kommen.
Das Gehäuse des Extruders wurde ebenfalls geringfügig verändert. Die Filamentzufuhr liegt nun enger an, sodass der Drucker nun auch mit flexiblen Filamenten besser zurechtkommt. Der Zugang zum Extrudergetriebe soll ebenfalls besser möglich sein, da sich die Leerlaufklappe weiter öffnen lässt als zuvor.
Die Abdeckung des Lüfters zum Kühlen der gedruckten Teile ist jetzt auch an zwei Stellen befestigt. Außerdem sind die Extruderteile nun hitzebeständiger, was besonders dann praktisch ist, wenn du den Drucker in ein geschlossenes Gehäuse stellst und mit Hochtemperaturmaterialien wie PC arbeitest.
Welcher Drucker soll schon an den Original Prusa i3 MK3S+ rankommen? In der Tat gibt es da den ein oder anderen Drucker, der das Zeug dazu hat, dem Flaggschiff-3D-Drucker von Prusa Research den Schneid abzukaufen.
War abzusehen, schon klar. Der Original Prusa Mini+ ist fast so leistungsstark wie der größere MK3S+, wenngleich er doch auf den i3-Style mit komplettem Rahmen zugunsten eines Freischwinger-Designs mit Bowden-Extruder verzichtet. Mit 180 x 180 x 180 mm Bauraum ist er nicht so weit entfernt von seinem großen Bruder. Und das Beste dabei: Er kostet nur ungefähr die Hälfte.
Eine neuartige Druckbettnivellierung und die allgemein hervorragende Druckqualität direkt aus der Verpackung heraus helfen dem Creality CR-6 SE, der ja als Kickstarter-Experiment die ersten Schritte wagte, sich von der Konkurrenz abzuheben. Er ist nicht so kostengünstig wie die Drucker aus der Ender-3-Reihe, aber was seine Ausstattungsmerkmale anbelangt, so ist er doch der Drucker, der der i3-Reihe am nächsten kommt.
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