Sie haben das perfekte Modell zum Drucken gefunden und Ihr 3D-Drucker hat ganze Arbeit geleistet – doch irgendwas fehlt da noch … Wenn Drucke direkt vom Druckbett kommen, sind sie in den seltensten Fällen sofort repräsentabel.

Seien es nervige Schichtlinien, anhaftendes Stützmaterial oder grässlich hässliche Druckfehler – die Oberfläche Ihrer 3D-Drucke muss in der Regel noch weiter bearbeitet werden. Nun kommen die verschiedenen Techniken der Nachbearbeitung ins Spiel: Sie verpassen Ihrem Druck den letzten Schliff. Es werden viele ausgeklügelte Verfahren vorgeschlagen, darunter chemisches Glätten, Sandstrahlen, Tauchbeschichten und Plattieren. Doch das altbewährte Bemalen stellt alle anderen Techniken in den Schatten, wenn man auf glänzende und glatte 3D-Drucke aus ist. Und ein bunter Farbklecks sorgt doch immer auch für gute Laune, oder?

Beachten Sie, dass es nicht einfach nur darum geht, eine Schicht Farbe auf Ihr frisch gedrucktes Modell aufzutragen, sondern dass auch ein wenig Vorbereitung erforderlich ist. Farbe bringt keine Fehler zum Verschwinden. Reste von Stützstrukturen und kleine Schönheitsfehler werden deshalb unter der Farbe auf der Oberfläche durchscheinen, wenn Sie sich nicht vor dem Bemalen die Zeit nehmen, den Druck abzuschleifen und eine Grundierung aufzutragen.

In diesem Leitfaden besprechen wir die Grundlagen für das Bemalen von 3D-Drucken aus PLA und ABS: vom Glätten bis hin zum eigentlichen Bemalen, inklusive einiger hilfreicher Tipps für die Zwischenschritte, z. B. welche Farben man am besten einsetzt. Wir setzen hier auf Sprühfarbe statt eines Pinsels oder Airbrush-Geräts, da ihr Einsatz weniger arbeitsaufwendig und recht günstig ist. Aber dazu später mehr.

Doch jetzt ist es Zeit, künstlerisch kreativ zu werden!

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3D-Druck bemalen / PLA bemalen

Welche Farbe sich am besten eignet

Bild von: Welche Farbe sich am besten eignet
Spray paints are affordable and easy to use (Source: 3Demon via Printables)

Farben können je nach Lösungsmittel unterschiedlich kategorisiert werden. Die gebräuchlichsten Farben sind Ölfarben, Emaillelacke, Lacke und Acrylfarben, von denen die meisten ganz gut auf PLA- und ABS-Drucken haften. Als Einsteiger sollten Sie auf Acrylfarben setzen, da diese schnell trocknen und mit Wasser abgewischt werden können.

Zunächst müssen Sie sich entscheiden, ob Sie einen Pinsel, ein Airbrush-Gerät oder eine Sprühdose verwenden möchten. Ein Pinsel ist zwar die günstigste Variante, aber es ist relativ schwierig, damit eine ebenmäßige Oberfläche zu erzielen. Oftmals entstehen sichtbare Farbnasen oder die unteren Farbschichten schimmern durch. Ein Airbrush-Gerät hingegen ist ziemlich teuer und ist nicht einfach zu händeln.

Daher bleiben uns nur Sprühdosen, die einen gesunden Mittelweg zwischen Kosten und Schwierigkeit der Verwendung darstellen.

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3D-Druck bemalen / PLA bemalen

Glätten

Bild von: Glätten
Before sanding, remove supports with care (Source: BrittLiv via Instructables)

Um glatte und glänzende Drucke zu erhalten, muss man sie als Erstes mit Schleifpapier bearbeiten. Und so wird’s gemacht:

Primäres Abschleifen

Dies sollte immer als Erstes erfolgen. Dabei sollten grobe Druckmerkmale (wie Überbleibsel von Stützstrukturen) vor dem Abschleifen entfernt werden.

Hierfür eignen sich die folgenden Mittel am besten:

Stellen Sie sicher, dass hervorstehende Bereiche entfernt werden und der 3D-Druck ordentlich aussieht. Sie können Stützstrukturen mit der Hand oder mit dem Bastelmesser entfernen. Wie Sie das machen, ist Ihnen überlassen, aber es sollte am Ende kein Material mehr hervorstehen. Und ganz gleich, auf welche Weise Sie die Stützstrukturen entfernen, seien Sie auf jeden Fall vorsichtig! Es geht hier nicht nur darum, wie scharf bzw. spitz die Klinge oder die Pinzette ist, sondern auch um mögliche herumfliegende Teile.

Abschleifen

Fangen Sie mit Sandpapier mit 120er Körnung an und arbeiten Sie sich zu den feineren Körnungen vor. Je höher die Körnung, desto feiner ist das Sandpapier. Schleifen Sie das Modell mit kreisenden Bewegungen ab, um sichtbare Kratzer zu vermeiden. Achten Sie besonders auf die Seiten, aber lassen Sie zunächst Ecken, Kanten und andere feinere Details außer Acht. Für solche Details kann Sandpapier mit 120er Körnung nämlich schon zu grob sein.

Durch das Abschleifen werden Verformungen geglättet. Dies kann sehr zeitaufwändig sein, je nachdem, wie groß Ihr Modell ist und wie glatt Ihre Oberfläche sein soll. Schleifen Sie die Stellen ab, an denen die Stützstrukturen waren, und entfernen Sie alle Füll- und Werkzeugspuren.

Verwenden Sie eine immer feinere Körnung (entsprechend Ihres 3D-Drucks). Sobald Sie bei der 200er Körnung angelangt sind, sollten Sie aber Wasser verwenden. Dadurch verklebt das Modell nicht und Sie erhalten eine glattere Oberfläche.

Während des Abschleifens sollten Sie immer mal wieder die Oberfläche befühlen, um zu sehen, wie glatt sie schon ist. Sobald das Modell so glatt ist, wie Sie das gerne hätten, verwenden Sie die Zahnbürste und Wasser, um abgeschliffenes Material zu entfernen. Danach sollten Sie den Druck natürlich erstmal trocknen lassen, bevor Sie mit dem Bemalen beginnen.

Sehen Sie sich unseren Ratgeber zum Glätten von PLA-Drucken an, wenn Sie weitere Details zu diesem Prozess benötigen.

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3D-Druck bemalen / PLA bemalen

Grundierung

Bild von: Grundierung
Different post-processing techniques yield different results (Source: nobo13 via Reddit)

Durch eine Grundierung erhält Ihr 3D-Druck ein professionelles Aussehen und das Bemalen wird einfacher, weil dadurch eine mängelfreie Oberfläche entsteht. Eine Grundierung ist schon allein deshalb ratsam, weil beim Bemalen niemals alle Oberflächenmängel verborgen werden, was natürlich für ein nahezu perfektes Modell kontraproduktiv ist.

Wählen Sie eine Grundierung, die mit Ihrem 3D-Druck-Material kompatibel ist. Wir bevorzugen eine Grundierung zum Aufsprühen, weil dadurch schnell die gesamte Oberfläche mit einer flächendeckenden Schicht überzogen werden kann. Dies unterscheidet sich von Lackierungen zum Auftragen, die eher für feinere Details geeignet sind.

Anwendungsschritte

  1. Die Grundierung anmischen: Das Ziel hierbei ist es, die Farbpigmente in dem Lösungsmittel aufzulösen. Drehen Sie hierfür die Sprühgrundierung ein paar Minuten lang in kreisenden Bewegungen. Drehen Sie die Dose so lang, bis Sie hören, dass die kleine Kugel (manchmal auch als „Erbse“ bezeichnet) in der Dose hin- und herrollt. Vermeiden Sie, die Dose zu schütteln, denn dadurch können beim Auftragen kleine Blasen entstehen.
  2. Die erste Schicht auftragen: Halten Sie die Dose etwa 30 Zentimeter vom Modell entfernt und sprühen Sie die Grundierung in kurzen, schnellen Sprühstößen auf. Drehen Sie das Modell beim Auftragen. Sie sollten den 3D-Druck auf einer kleinen Stütze befestigen, um das Sprühen zu erleichtern. Achten Sie darauf, dass die Grundierung sich nicht auf dem Modell ansammelt.
  3. Die erste Schicht ansehen: Überprüfen Sie, ob es noch Stellen gibt, die weiter abgeschliffen oder gefüllt werden müssen. Wenn Sie noch Stellen abschleifen müssen, denken Sie daran, das abgeschliffene Material zu entfernen, bevor Sie die Stelle erneut besprühen. Sie müssen gegebenenfalls manche Stellen mehrfach abschleifen und grundieren, um eine glatte Oberfläche zu erhalten.
  4. Schönheitsfehler ausbessern: Falls nötig können Sie Schönheitsfehler punktuell mit Spachtelmasse ausbessern Hierfür kann ein Spachtel verwendet werden. Tragen Sie die Spachtelmasse auf der Oberfläche des Teils auf, um die Lücken zu füllen, aber achten Sie darauf, dass Sie dabei keine Details ruinieren. Sobald die Spachtelmasse überall gleichmäßig aufgetragen wurde, lassen Sie sie ca. 15 Minuten trocknen und beginnen Sie mit dem Abschleifen.
  5. Die finale Schicht aufsprühen: Sprühen Sie eine letzte Schicht mit schnellen Sprühstößen auf, ohne dabei zu viel Farbe aufzutragen. Sie sollten vermeiden, die letzte Schicht zu dick zu machen, denn dabei gehen feine Details verloren. Am besten besprühen Sie das Modell mit schnellen Sprühstößen. Dadurch sammelt sich keine Farbe an und es entstehen keine Farbnasen.

Lassen Sie die Grundierung gut trocknen, bevor Sie weitere Schichten auftragen. Im Normalfall reichen zwei Schichten für eine glatte Oberfläche aus.

Die ersten beiden Schichten sollten sehr dünn sein, denn sie dienen nur dazu, weiteren Schichten besseren Halt zu geben. Da mit einer Grundierung die Oberfläche und der Look des 3D-Drucks aber schon deutlich verbessert wird, beschränken sich einige Maker schon auf eine Grundierung und tragen keine weiteren Schichten auf.

Nachdem Sie die letzte Grundierungsschicht aufgetragen haben, können Sie mit dem Bemalen des Modells beginnen.

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3D-Druck bemalen / PLA bemalen

Bemalen

Bild von: Bemalen
Make sure to protect your surroundings to avoid unwanted stains (Source: cellarnerd via Printables)

Zu diesem Zeitpunkt sollten Sie bereits vor Augen haben, wie Ihr fertig bemaltes Teil aussehen soll. Das Bemalen funktioniert ziemlich genau wie die Grundierung.

Sie benötigen dafür Folgendes:

  • Kreppband: Kreppband haftet sehr gut auf Oberflächen, lässt sich aber auch leicht wieder entfernen. Mit diesem Band vermeiden Sie, dass die Farbe verlaufen kann. Verwenden Sie einen harten Gegenstand (zum Beispiel eine Kreditkarte), um das Kreppband an Knicken Ihres Modells anzubringen.
  • Sprühfarbe: Wir empfehlen Tamiya-Sprühfarben, da diese in einer Vielzahl von Farben und Oberflächentexturen erhältlich sind und gut auf Kunststoffen haften.

Anwendungsschritte

  1. Die ersten Schichten auftragen: Halten Sie die Düse nahe an das sich drehende Modell und arbeiten Sie zügig. Sie können mit zwei dünnen Schichten anfangen und das Ganze mit drei oder vier feuchten Schichten abschließen. Warten Sie bei jeder Schicht aber 5 bis 10 Minuten, damit sich die Farbe nicht ansammelt. Wenn Sie die Oberfläche weiter verbessern möchten, können Sie die bemalte Oberfläche noch polieren. So erzeugen Sie einen glänzenden Effekt unter der klaren Schicht, aber dieser Schritt ist rein optional.
  2. Deckschichten auftragen: Kleben Sie die relevanten Stellen ab, um die Details nicht zu verlieren, und tragen Sie dann die Deckschichten auf. Deckschichten sind quasi die abschließenden Schichten Ihres Modells (wenn Sie auf Klarlack verzichten). Die erste und die zweite Schicht ist bei einer dünneren Deckschicht deutlicher zu sehen, aber Sie sollten die Farbe der Deckschicht beim Auftragen einfach ein paar Minuten trocknen lassen, um zu sehen, ob die Farbe der darunter liegenden Schichten perfekt zur Geltung kommt.
  3. (Optional) Klarlack auftragen: Mit dem Klarlack wird das bemalte Modell „versiegelt“, wodurch nicht nur die Farbe geschützt, sondern auch ein glänzender Effekt erzeugt wird. Tragen Sie den Klarlack in ein oder zwei dünnen und gleichmäßigen Schichten auf. Warten Sie zwischen erster und zweiter Schicht etwa 10 Minuten. Sie sind nun mit dem Bemalen fertig, aber Sie können Ihr Modell noch weiter mit Wachs oder einer feinen Polierpaste polieren, wenn der 3D-Druck so richtig glänzen soll.

Lassen Sie die Farbe über Nacht trocknen und wischen Sie das Teil am nächsten Tag mit einem Staubtuch ab.

Bild von:
It may take a few tries, but this is what your prints can look like (Source: 2by2 via Thingiverse)

Hier noch ein paar Dinge, die Sie im Hinterkopf behalten sollten:

  • Abkleben: Entfernen Sie das Klebeband, sobald Sie mit dem Bemalen der nicht abgeklebten Stellen fertig sind, um einen sauberen, geraden Übergang zur anderen Farbe zu erzeugen. Es ist in Ordnung, wenn Sie das Klebeband bemalen; schließlich dient es ja dem Schutz der darunter verborgenen Stellen.
  • Erste Schicht: Eine erste Schicht blockiert die neutrale Farbe Ihrer Grundierung und wird empfohlen, wenn die Farbe Ihres Modells sehr kräftig sein soll. Generell ist Weiß als erste Schicht hervorragend geeignet für helle Farben, wohingegen sich Schwarz perfekt mit dunkleren Farbtönen kombinieren lässt.
  • Deckschichten: Deckschichten sind optional; wenn Sie hierbei eine kontrastierende Farbe verwenden, erzeugen Sie satte Farbverläufe. Wenn allerdings die erste und die zweite Schicht zu sehen sein soll, lassen Sie die Deckschichten sehr dünn ausfallen.
  • Schichtaufbau: Die meisten filigranen Teile werden in mehreren Schichten bemalt. Hierbei dient die erste Schicht als Grundlage für das bemalte Modell. Beachten Sie, dass Sie den ein oder anderen Kniff anwenden können, um Details besonders hervorzuheben, Reflexionen zu erzeugen oder einen verwitterten Eindruck zu vermitteln.

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3D-Druck bemalen / PLA bemalen

Wichtige Tipps zur Verwendung von Sprühfarbe

Bild von: Wichtige Tipps zur Verwendung von Sprühfarbe
The results can be mind-blowing! (Source: AlexNZ via Thingiverse)

Nachfolgend finden Sie ein paar allgemeine Hinweise, um noch mehr aus den obigen Schritten herauszuholen.

  • Das Bemalen sollte in einer Umgebung stattfinden, an der kein Windzug herrscht. Bedenken Sie, dass schon der geringste Windhauch die Richtung der Farbpartikel ändern kann.
  • Führen Sie das Sprühbemalen in einer einzigen Sitzung durch, damit sich die Farbe gleichmäßig verteilen kann.
  • Andere Gegenstände in unmittelbarer Umgebung sollten abgedeckt werden, da kleine Farbkleckse darauf landen könnten. Sie können die Farbe auch innerhalb eines Kartons auftragen, um andere Gegenstände zu schützen. Außerdem werden so nicht nur andere Gegenstände geschützt, sondern auch das bemalte Modell ist während des Trocknens vor Staub sicher.
  • Halten Sie die Sprühdose nicht zu nahe an das Modell, denn sonst werden sich Farbtropfen bilden.
  • Mehrere Schichten sind besser als eine Schicht, aber jede Schicht sollte dünn sein.
  • Sie können das Modell auf einem Dübel befestigen, wenn es sowieso ein Loch besitzt. Dadurch können Sie das Modell beim Bemalen leichter bewegen und so an wirklich alle Stellen gelangen, ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen.
  • Überlegen Sie sich, wo Sie das bemalte Modell hinstellen möchten, denn es dauert ein wenig, bis die Farbe getrocknet ist. Beim Trocknen sollte der 3D-Druck besser nicht bewegt werden.
  • Sprühfarbe ist ein Gefahrengut. Die Farbe ist giftig und entflammbar und sollte nicht eingeatmet werden. Daher ist es ratsam, die passende Schutzkleidung, Handschuhe und eine Atemschutzmaske zu tragen.

Das Bemalen ist nicht nur irgendein Nachbearbeitungsschritt – machen Sie sich schon beim Design des Modells Gedanken darüber. Am besten experimentieren Sie ein wenig herum, was für Sie die perfekte Vorgehensweise ist, da es so viele verschiedene Effekte gibt, die Sie erzielen können.

Frohes Bemalen!

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