Es ist eigentlich eine Binsenweisheit: Wer fundiert entscheiden will, braucht verlässliche Marktdaten. Wer solche für die Additive-Manufacturing-Branche sucht, findet in Ampower einen renommierten Partner. Bekannt für ihren jährlichen Ampower Report und spezifische Analysen, bietet die Hamburger Strategieberatung ausserdem umfangreiche Services an. Ihre Dienstleistungen umfassen Schulungen, Technologie-Benchmarking, Maschinenqualifizierung und die Entwicklung von Geschäftsmodellen, um additive Fertigung effizient in Prozesse einzubinden.

Das Team von Ampower mit Matthias Schmidt-Lehr (unten links)

„Unser oberstes Ziel ist es, Kunden in die Lage zu versetzen, Additive Fertigung erfolgreich in ihr Unternehmen zu integrieren, damit sie nachhaltig von der neuen Technologie profitieren“, erklärt Matthias Schmidt-Lehr. Der kennt die AM-Branche seit 15 Jahren, unter anderem durch seine Arbeit im Laserzentrum Nord (heute Fraunhofer IAPT), bevor er Ampower im Jahr 2017 co-gründete. Wir sprachen mit dem geschäftsführenden Gesellschafter auf dem AM Forum in Berlin.

All3DP: Wer zählt zu Ihren Kunden, und welche Bedürfnisse oder Fragen stehen für sie im Fokus?

Matthias Schmidt-Lehr: Unsere Kunden stammen überwiegend aus der Maschinenbaubranche. Darunter sind viele Hersteller von AM-Anlagen sowie deren Material-Lieferanten. Die Hälfte sitzt in den USA, etwa 40 Prozent in Europa, der Rest verteilt sich auf asiatische Länder. Zudem wenden sich Investoren und Finanzdienstleister an uns. Sie suchen eine unabhängige Bewertung des überschaubaren, aber unübersichtlichen AM-Markts.

Dabei hat sich Qualität der Anfragen im Laufe der Zeit stark verändert. Vor zehn Jahren stand im Vordergrund, was 3D-Druck kann. Heute liegt der Fokus darauf, wie man als Unternehmen die Technologie gewinnbringend einsetzt. Dabei geht es darum, welche Anwendungen die Produktion effizienter, schneller und kostengünstiger machen, also wie man höhere Einnahmen generiert.

Auf der Seite der Lieferkette stehen andere Fragen im Mittelpunkt: Welche Anwendungen bieten das größte Potenzial? Wie lassen sich Alleinstellungsmerkmale nutzen? Wer sind die idealen Partner, und wie kann man profitabel in Märkte eintreten, um Anlagen, Materialien und Software erfolgreich einzusetzen?

Welche Rolle spielt der jährliche Ampower-Report bei der Beratung?

Er ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit. Er dient unseren Kunden als Grundlage für die Ausrichtung ihrer Forecasts, die Budgetplanung und gegebenenfalls für die Anpassung ihrer Marktausrichtung. Gleichzeitig nutzen wir die Daten intensiv für unsere internen Projekte. Jedes Projekt, sei es für Anwender, Investoren oder die Supply Chain, basiert auf den umfassenden Marktzahlen, die wir traditionell im Januar erheben und im März veröffentlichen.

Basiert auf mehr als 300 Interviews mit der Branche: Der Ampower Report (Quelle: Ampower)

Dabei setzen wir stark auf persönliche Gespräche. Statt standardisierte Excel-Fragebögen zu verschicken, führen wir ausführliche Interviews mit den Teilnehmern unserer Studie. Innerhalb von zweieinhalb Monaten kommen dabei etwa 300 Telefonate zustande. Damit gewinnen wir Informationen, die weit über das hinausgehen, was in einem Fragebogen erfasst wird, und können im persönlichen Gespräch besser „zwischen den Zeilen“ lesen. Die Interviews sind dabei keine Einbahnstraße. Oft möchten die Gesprächspartner erfahren, welche Entwicklungen wir im Markt beobachten. Dadurch entsteht ein wertvoller Austausch, der über das bloße Abfragen hinausgeht und gleichzeitig eine wichtige Netzwerkkomponente darstellt.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse des diesjährigen Reports?

Ich würde sagen, die 3D-Druck-Branche gönnte sich 2024 eine Atempause. In den Jahren zuvor wuchs der Markt rasant um bis zu 30 Prozent jährlich, 2024 waren es nur 2 Prozent.

2024 war ein eher schwaches Jahr. doch der Markt soll wieder Fahrt aufnehmen (Quelle: Ampower Report)

Nun liegt der Fokus der Firmen darauf, ihre gekauften Systeme besser zu verstehen und effizienter einzusetzen. Entsprechend verzeichnen Equipment-Hersteller einen deutlichen Rückgang der Verkaufszahlen. Darunter leiden auch Bauteilfertiger und Serviceanbieter, die insbesondere in Europa durch günstigere asiatische Wettbewerber unter Druck kommen. Der Materialverbrauch in Tonnagen ist um 17 Prozent gestiegen, jedoch blieb der Umsatz im Materialbereich nur leicht erhöht, was natürlich bedeutet, dass dort die Preise sinken.

Gleichzeitig wächst die Branche weiter, obwohl die Lage etwas ernüchternd erscheint. Auf der Lieferantenseite zeigt sich weiterhin eine positive Wachstumserwartung, jedoch deutlich zurückhaltender als zuvor.

Die Anwender erwarten langfristiges Wachstum, nachdem sie zunächst eine Pause eingelegt haben. Besonders Anwendungen mit klaren Roadmaps wie in der Medizintechnik, Energietechnik und Luftfahrt treiben die Entwicklung voran. Diese Branchen planen über Jahre oder Jahrzehnte hinweg, wodurch sich konkrete Kapazitätsbedarfe für die Zukunft abzeichnen und eine positive Perspektive erhalten bleibt.

Berücksichtigt der Report auch das Consumer-Segment? Das macht ja inzwischen einen großen Anteil des Markts aus.

Den Consumerbereich haben wir uns dieses Jahr erstmals genauer angesehen. Er ist allerdings noch kein Teil unseres Standardreports. Dieses Segment erfordert eine völlig andere Herangehensweise. Auch die Befragungstaktik unterscheidet sich stark. Viele Anwender sind Kleinanwender, was die Datenerhebung erschwert. Druckerfarmen liefern zwar bessere Datenpunkte, sind aber oft nicht repräsentativ für den Konsumerbereich, weil sie anderen Auslastungen arbeiten. Dadurch lässt sich die Anwenderseite nur eingeschränkt abbilden.

Auf der Supply-Chain-Seite haben wir jedoch bereits Analysen durchgeführt und befinden uns aktuell in der Auswertung und Modellierung. Wir arbeiten daran, ein passendes Marktmodell zu entwickeln, das dem Segment gerecht wird.

Ein bemerkenswerter Trend ist eine Verschiebung im Markt: Viele professionelle Anwender nutzen mittlerweile kostengünstige Drucker wie von Bambu Labs oder Prusa für Anwendungen, die früher auf teureren Anlagen von Stratasys durchgeführt wurden. Stratasys selbst fokussiert sich zunehmend auf High-End-Anwendungen, was angesichts der Marktentwicklung durchaus sinnvoll ist.

Welche Sektoren haben denn im letzten Jahr profitiert?

Der Defense-Bereich verzeichnete ein starkes Wachstum, was angesichts der hohen Investitionen der USA nicht überraschend war. Die Steigerungsrate von 30 Prozent fiel jedoch höher aus als erwartet. Im Gegensatz dazu kämpft der Automotive-Sektor in Europa mit Herausforderungen, da hier ein gewisser Sättigungsgrad im Bereich Prototyping und Tooling erreicht wurde.

Welche Technologien und Materialien stehen dabei im Vordergrund?

Als Ingenieur liegt mein Fokus stark auf der Technologiefrage, und hier zeigen sich klare Trends.

Im Metallbereich gewinnt das Schweißen, insbesondere WAAM-Technologien mit Laser oder Plasma, zunehmend an Bedeutung. Diese Verfahren erleben einen regelrechten Durchbruch, vor allem durch Anwendungen in der Defense-Industrie in den USA sowie in den Bereichen Öl, Gas und Energie. Das Wachstum des letzten Jahres war bemerkenswert, wobei sich der Markt durch die Vielzahl an Akteuren zukünftig konsolidieren dürfte.

Im Kunststoffbereich zeigt sich ein ähnlicher Trend bei Materialextrusion mit Pellets. Während Filament-basierte Lösungen stagnieren oder leicht rückläufig sind, verzeichnet die Pellet-Technologie ein starkes Wachstum. Sie bietet Anwendern Vorteile wie reduzierte Materialkosten und höheren Output. Obwohl das Marktvolumen im Vergleich zu konventionellen Technologien noch niedriger ist, stößt diese Technologie bei Anwendern auf großes Interesse, da sie wirtschaftlich und effizient ist.

Neben dem allgemeinen Report veröffentlich Ampower auch segmentierte Reports, wie über die VC-Szene. Wird momentan noch investiert?

Sehr, sehr begrenzt. 2024 wurde in etwa die Hälfte des Geldes des Vorjahrs investiert… und das war schon ein schwaches Jahr. Der 3D-Druck-Sektor hat bei Venturecapital-Gebern aktuell einen schweren Stand.

Funding erhalten die Unternehmen, die einen klaren Weg zur Profitabilität vorweisen können, oder solche, die sich auf spezifische Anwendungen konzentrieren. Der Ansatz, eine neue 3D-Druck-Technologie zu entwickeln und auf den allgemeinen Trend zu setzen, funktioniert nicht mehr.

Parallel dazu findet ein Konsolidierungsprozess statt. Start-ups nutzen ihre Finanzierungsrunden zunehmend für anorganisches Wachstum und übernehmen andere Unternehmen, die allein nicht überlebensfähig wären. Dies prägt die aktuelle Investitionstätigkeit im Markt.

Anzeige
Anzeige
Anzeige