Seit ein paar Tagen sind wir damit beschäftigt, den jüngst erschienenen 3D-Drucker von Prusa Research in Betrieb zu nehmen: den Prusa Core One.
Es ist der neueste CoreXY 3D-Drucker des Unternehmens und der erste, den wir als echtes Privatanwender-Modell bezeichnen würden. Mit einem UVP von rund 1.350 € für das komplett montierte Gerät konkurriert er direkt mit dem immer noch beliebten Bambu Lab X1C – er wird jedoch in Europa hergestellt.
Dass Prusa es geschafft hat, mit dem Preis mitzuhalten, ist ein ziemliches Kunststück – der zusammengebaute und quasi gebrauchsfertige Core One kostet 1.349 €, während die bald erscheinende Bausatz-Version kostet 1.049 €. Besitzer des MK4S werden ihre Geräte eventuell für weniger als die Hälfte des Preises des Core One-Kits aufrüsten können.
Natürlich hat das Unternehmen auch andere CoreXY-Systeme auf den Markt gebracht. Das Automated Farm System (AFS) ist mit Mini-CoreXY-Druckern ausgestattet und der Werkzeugwechsler Original Prusa XL ist ein Gerät, das wir in einigen Rubriken bereits wärmstens empfohlen haben. Aber mit einem UVP ab 2.099 € für eine vormontierte Einheit, ist der XL eindeutig eine Prosumer-Lösung.
Der Core One wird eine starke Konkurrenz für die Flaggschiff-Geräte von Bambu Lab sein. Generell ist die Qualität der Hardware viel besser als sie es bei den Prusa-Geräten zu dem Zeitpunkt war, als der grüne Gigant vor fast drei Jahren auf der Bildfläche erschienen ist.
Der charakteristische Werkzeugkopf des Unternehmens, der Nextruder, hat dazu beigetragen, einen Großteil der ehemals aufwändigen Einarbeitungszeit ins 3D-Drucken mit seinen „stets perfekten ersten Layern“ und anderen Schritten in Richtung Benutzerfreundlichkeit zu kappen. Sogar das Verbinden mit dem WLAN wurde mit einem NFC- Konfigurationsprozess über eine Prusa-App, die erst im vergangenen Sommer mit dem MK4S eingeführt wurde, deutlich vereinfacht.
Die Software des Unternehmens, Prusa Slicer, hat sich ebenfalls stetig verbessert und nimmt sogar Rücksicht auf Bambu Studio (das auf Prusa Slicer basiert), indem es Arbeitsabläufe implementiert, die Bambu-Benutzern vertraut sein dürften, wie z. B. Multi-Bed-Slicing. Der Release scheint die perfekte Gelegenheit für Prusa, um sein Geld fürs Pausenbrot wiederzubekommen. Und dann auch noch zu einem günstigen Zeitpunkt, wenn man die Debatten um Bambu Lab bedenkt, die der Veröffentlichung des Core One unmittelbar vorausgingen.
Die Inbetriebnahme des Core One ist genauso einfach wie beim MK4S, mit ein paar automatischen Konfigurationsabläufen und nur geringem menschlichem Zutun, um die Wägezelle und die Filamentsensoren zu testen.
Ein Prusa-Gerät mit geschlossenem Gehäuse in so einem kleinen Format ist einfach genial. Das große Gehäuse, das um unseren MK4S herum angebracht ist, passt in kein Arbeitszimmer mit riesen Dimensionen, während sich der Core One bequem in einem Regal verstauen lässt. Laut Prusa benötigt der Core One 50 % weniger Platz als die vorherige Generation, was angesichts des 30 % größeren Bauvolumens bemerkenswert ist.
Auch nur eine Kleinigkeit, aber ebenfalls wirklich toll: Der Stecker ragt nicht direkt an der Rückseite der Maschine heraus und beansprucht damit wertvollen Freiraum. Das zeigt, wie gründlich das Prusa-Team darüber nachgedacht hat, wie sich mit diesem System Platz sparen lässt.
Außerdem hat das Unternehmen darauf geachtet, dass der Platz, den er einnimmt, sinnvoll ausgenutzt wird. Noch bevor die Core One-Einheiten an Tester wie uns ausgeliefert wurden, hatte die Community damit begonnen, das einzigartige reduzierte Design des Systems zu modifizieren – dank STEP-Dateien, die schon vor dem Drucker veröffentlicht wurden. Besonders gut gefällt uns die SKADIS-Modifikation, die Prusa in seinem jüngsten Blogbeitrag vorstellte. Wir sind gespannt auf weitere kreative Verwendungsmöglichkeiten für die Aussparungen und darauf, die Behauptungen von Prusa bezüglich der schnellen, ausschließlich durch das Druckbett beheizten Kammer zu testen – was zum Teil auf das ausgehöhlte Design zurückzuführen ist, das unnötiges Volumen minimiert.
Trotz der geringeren Größe übertrifft das Bauvolumen des Core One mit 220 x 250 x 270 mm das des MK4S um 30 % und laut Prusa ist das Gerät sogar etwa 15-20 % schneller. Beim Slicen mit dem Prusa Slicer und Early-Access-Profilen zeigte sich eine Geschwindigkeitsverbesserung von ~13 % für das MK4-Musterteil Rocket Engine von Prusa bei Verwendung eines 0,20-mm „SPEED“ Standardprofils und Prusament PLA – gegenüber 7 Stunden und 35 Minuten waren es nur 6 Stunden und 33 Minuten. Ein Referenzmodell (Benchy) ergab mit 33 statt 36 Minuten eine um 8 % schnellere Druckzeit, wobei die tatsächliche Druckzeit in unserem Test 43 Minuten betrug (einschließlich Aufwärmzeit aus dem kalten Zustand und Druckvorbereitungen).
Die leistungsstarke Kühlung, die Prusa mit dem MK4S am Nextruder eingeführt hat, findet sich auch im Core One wieder, samt einwandfrei funktionierender 75 -Überhangsfunktion. Wir haben einen Scandic Plate Stress-Test mit Prusament Galaxy PLA gedruckt und dabei die gleichen eindrucksvollen Ergebnisse erzielt wie mit dem MK4S.
Man könnte meinen, dass das Gehäuse die Leistung bei Materialien mit niedrigen Temperaturen wie PLA beeinträchtigen würde – etwas, das wir in unserem MK4S-Überhang-Versuch beobachtet haben – aber Prusa verweist hier deutlich auf die aktive Temperaturkontrolle des Systems mithilfe von zwei Lüftereinheiten im Gehäuse und einer oberen Belüftung. Das Unternehmen sagte bei der Vorstellung des Core One auf der Formnext, dass er bei Tests eine Kammertemperatur von 27 ºC bei geschlossener Tür aufrechterhalten konnte. Wir haben diese erste Scandic Plate bei geschlossener Tür und oberer Belüftung gedruckt und beabsichtigen, in den kommenden Tagen einige Materialien von Drittanbietern zu verwenden, um sie in unserem Test zu vergleichen. Wenn sich die gleiche Leistung zeigt, wird es ein Genuss sein, nicht daran denken zu müssen, die Druckertür und die obere Abdeckung zu öffnen.
Trotz all dieser positiven Aspekte sind wir bei der Einrichtung der Buddy3D-Kamera (optional) auf eine kleine Schwierigkeit gestoßen. Das Gesamtdesign ist großartig. Es handelt sich um ein praktisches 3D-gedrucktes Gehäuse mit Magneten, über die es an der oberen linken Abdeckung des Gerätegehäuses befestigt wird, und der Anschluss erfolgt mittels eines einfachen, bereits verlegten USB-C-Kabels. Problematisch wird es, sobald die Kamera in das lokale Netzwerk eingebunden werden soll.
Wenn man einem kürzlich erschienenen Thread in den Prusa-Foren Glauben schenken darf, scheinen Sonderzeichen in der Netzwerk-SSID und/oder im Passwort der Übeltäter zu sein. Ohne eine Schnittstelle zur Kamera (sie wird durch Scannen eines QR-Codes eingerichtet) ist es schwer zu sagen, was das Problem ist. Vielleicht wurde der QR-Code gar nicht erst erkannt? Zum jetzigen Zeitpunkt wirklich schwierig zu sagen, aber die Vermutung in den Foren scheint plausibel.
Es scheint jedoch eher eine Kinderkrankheit zu sein als ein systematischer Fehler. In dem Maße, in dem Prusa seine Geräte immer benutzerfreundlicher gestaltet – eine Qualität vergleichbar mit der von Haushaltsgeräten wie Bambu Lab sie ins Gespräch gebracht hat – werden derartige Probleme ein wenig auffälliger.
Es sei an dieser Stelle allerdings darauf hingewiesen, dass die Buddy3D-Kamera ein optionales Zusatzgerät für den Core One ist und Prusa Lösungen zur Verwendung anderer Kameras mit dem 3D-Drucker anbietet.
Es gibt sicher schon eine Menge ausführlicher Berichte über den Core One, aber wir gehen unsere Berichte im Moment ruhig und bedächtig an. Bis unser vollständiger Testbericht erscheint, wird es noch eine Weile dauern.
Wenn Ihnen weitere Fragen zum Core One und seiner Leistung unter den Nägeln brennen, schicken Sie eine E-Mail an editors@all3dp.com oder hinterlassen Sie hier einen Kommentar. Wir geben unser Bestes, um Ihre Frage zu prüfen und schnellstmöglich eine Antwort zu finden.
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